Wien - Klagenfurt Tages(Rad)tour
Das erste Stück den Semmering bergab peitscht uns schon der böige Wind entgegen. Wo man normalerweise bequem und ohne viel Strampelei mit einem 60er runterrollt, fahren wir nun in enger Formation – Rad an Rad – erkämpfte 35 Stundenkilometer. Jetzt kurz nach 8 Uhr ist es noch recht kühl. So kommt es, dass wir alle Windjacken tragen, die das Leben nicht gerade einfacher machen...
Die sattgrün, frühsommerliche Landschaft im oberen Mürztal lenkt etwas vom Gegenwind ab. Über immer stärker frequentierte Straßen fahren wir den hellgrauen, dichten Haufenwolken aus südwestlicher Richtung entgegen. Es geht über Mürzzuschlag nach Langenwang, wo der nächste Stopp angesagt ist. Snick, der sich immer mehr als „Zugpferd“ der Truppe herauskristallisiert, steigt – vom Wind und Straßenverkehr leicht genervt - vom Drahtesel. Mit fast eingeimpfter Disziplin schauen wir alle auf die Uhr, um die fünfminütige Pause möglichst sinnvoll zu nützen. Mangels Tankstelle nützen wir ein einfaches Gasthaus zum Auftanken und die sonstigen Aktivitäten.
Es ist etwa 11 Uhr. Bei der Fahrt durch Kindberg beginnen die ersten Überlegungen, den Zeitpunkt, den Ort und die Modalitäten des Mittagessens zu optimieren. Die Ideen sind sehr weit reichend. Vom schnellen Wurstsemmerl bei einer Tankstelle bis zum gutbürgerlichen Schmaus ist alles möglich. Die motivatorische Wirkung wird genau kalkuliert. Es ist sicher günstig, bei der Mittagspause deutlich mehr als die Hälfte der Strecke hinter sich zu haben. Andererseits rührt sich immer deutlicher der Magen, was philosophische Denkspiele hintergeht. Schlussendlich entscheidet ein Defekt an Peters Rad, der sein Rad kurzfristig zu einem Fünf-Gang-Rad macht, weil sich die oberen Gänge nicht mehr schalten lassen. Nach einer kurzen Irrfahrt durch Bruck an der Mur – es ist aufgrund Jo’s guter Vorbereitung die einzige geblieben – landen wir dann in einem Wirtshaus in Niklasdorf, wo wir einkehren.
Diverse Leberknödelsuppen, deftige Pfannengerichte und Schokopalatschinken später steigen wir nach einer Dreiviertelstunde wieder auf unsere Räder. Der Defekt – es war ein gelockerte Fixierung des Schaltseils – war schnell repariert. So steht den fehlenden 140 Kilometern bis zum Wörthersee nichts im Weg. Nun geht es die nächsten ca. 90 Kilometer das Murtal hinauf. Die Wolken haben sich inzwischen etwas verzogen. Es ist spürbar wärmer geworden. Die Sonne kommt immer mehr zum Vorschein. Eines ist geblieben, wie es war – der Südwestwind.
Wir folgen dem Murradweg. Besonders mit vollem Magen ist es recht angenehm, eine Weile nicht auf den Straßenverkehr achten zu müssen. Über die Reihenfolge brauchen wir uns keine
In Judenburg zeigt sich endlich das sommerliche Wetter, wie es noch am Vortag im Wetterbericht versprochen wurde. Sonnenschein, 25 Grad und beinahe Windstille. Bei einer Tankstelle stoppen wir kurz. Andi saugt sich diverse Powergels hinein, um zum gewohnten Tempo zurückzufinden. Die nächsten Kilometer werden nicht ganz einfach. Es soll den Perchauer Sattel hinauf gehen. Er ist nicht besonders hoch, aber ein paar hundert Höhenmeter sind kein Spaß, wenn man angeschlagen ist und mehr als 200 Kilometer in den Beinen hat.
Nach Unzmarkt und Scheifling warten wir am Fuß des Bergs zusammen, der uns von Kärnten noch trennt. Langsam machen sich Gedanken an die abendliche Pizza in Klagenfurt breit. Ab noch ist ja einiges zu tun. 80 Kilometer fehlen ja noch. Den Perchauer Sattel hinauf ändert sich die gewohnte Reihenfolge. Peter attackiert von Anfang an. Wir können bzw. wollen anfangs nicht folgen. Nachdem wir ihn nach fünf Minuten auf den gestreckten Serpentinen nicht mehr sehen können, fahren wir unser Tempo und begraben unsere Hoffnungen auf die interne Bergwertung. In Neumarkt in der Steiermark treffen wir uns, wo wir uns im Kaffeehaus für die abschließende lange Abfahrt ein bisschen mit Espressos aufputschen.
Auf der Abfahrt geht es über die Landesgrenze nach Friesach. Wieder kommt es zu einer Attacke von Peter. Diesmal allerdings nicht bergauf, sondern am steilsten, kurvigen Abschnitt bergab. Wieder können wir nicht folgen. Diesmal geben wir aber nicht kampflos auf, sondern kämpfen uns im belgischen Kreisel oft heran. Oft wird der Abstand knapp. Peter gelingt aber immer die Flucht nach vorne. Die unterhaltsame Verfolgungsjagd dauert dann etwa eine halbe Stunde, bis wir in Althofen die letzte Pause vor Klagenfurt einlegen. Andi zeigt seine berühmten Beißerqualitäten.
Locker rollen wir zur Ortstafel, wo wir uns um ca. 8 Uhr am Abend zwecks „Beweisfoto“ treffen. Weiter geht es nun zum Quartier am Wörthersee und zum verdienten gemeinsamen Abendessen in der Pizzeria. Am See angekommen, kommen wir pünktlich zum Sonnenuntergang. Ein ereignisreicher Tag. Wir sind zufrieden. Das Ziel ist erreicht.
Pete + IronChris