Triathlon da capo


Beim Durchforsten meines alten Trödels stieß ich auf drei Rad-Kataloge vom mittlererweile abgebrannten Schuh Ski aus den Jahren 1991, 93 und 94. Ich habe mich beim Anschauen königlich amüsiert und möchte diesen Genuss meinen Sportfreunden nicht vorenthalten.

Anfang der Neunziger traf man eine - sagen wir mal kreative - Farbwahl bei der Gestaltung von diverser Sportausrüstung. Dies wird deutlich beim BASSO Kronos um 42.300 Schilling. Ästhetik pur mit 16 Gängen. Man beachte den anatomisch korrekten Winkel des Triathlonlenkers. Die Profis heutzutage sollten sich zurückbesinnen und die überstreckte und auch oft überhöhte Sitzposition aufgeben.

Für die Materialfetischisten gab es bereits vor 18 Jahren viele Möglichkeiten sein Geld anzubringen. Zum Auffrisieren der Aerodynamik investierte man in knallrote 3- bzw. 5-speichige FIR-Laufräder - selbstverständich in 26 Zoll. Der Hingucker schlechthin für günstige 34.000 Schilling. Weitere Sekunden konnten mit einem passenden Triathlonlenker gewonnen werden, der viel mehr Griffmöglichkeiten bot als die unbequemen Modelle heute.

Bei Ausfahrten auf dem Rennrad musste man nicht auf modische Kleidung verzichten. Dezente Farben fügten sich harmonisch in gefälligen Mustern zusammen und schmeichelten dem Auge. Auf Landstraßen oder in der Stadt wurde man leicht als professioneller Radler erkannt und konnte sich bewundernder Blicke sicher sein. Auf Funktionalität musste man dennoch nicht verzichten und mit den stoffüberzogenen Styroporhelmen oder dem schicken Kapperl war ganz nebenbei auch der Kopf geschützt.

Das Bild rechts zeigt einen schnellen Wechsel beim Staffeltriathlon vom Schwimmen aufs Radfahren. Man beachte den Neoprenanzug, dessen dünnes Material perfekt und ohne Falten am Körper sitzt um höchste hydrodynamischen Ansprüchen zu genügen! Das Rad ist unglaublich innovativ mit STI-Schaltung und Carbon-Rahmen. Das Ganze gab es 1993 um 78.000 Schilling. Setzt man zwei Prozent jährliche Inflation an, so enspräche dies heute läppischen 7.700 Euro - wenn schon Triathlon, dann richtig!

Ich sehne die nächste Retro-Welle im Sport herbei, damit wir endlich wieder so tolles Material wie früher bekommen und nicht ständig mit den langweiligen schwarzen Rädern in unschicken Klamotten rumfahren müssen.

Euer Stil-Berater

Andi

2 Kommentare:

Pete hat gesagt…

Danke, Andi, für diesen erfrischenden Beitrag!

Mir geht buchstäblich das Herz auf bei dieser Dichte an nostalgischen Reizen. Vielleicht sollte ich euch zu einem Flohmarkt bei mir einladen, bei dem ich einiges von dem Klumpert feilbieten kann. Den Helm aus Styropor kann ich meinem Vater noch abluchsen, der ihn auch aufgrund des guten K-Werts auch bei kalter Jahreszeit verwendet.
Auch solche Felgen sowie Rahmen mit diesen geschmackvollen Farbkombinationen habe ich und und und... - werdet ihr ja sehen! ;-)

Besonders zukunftsweisend war der Trend zu 26-Zoll-Laufrädern. Mein Trainer wollte mir sogar einmal einen Zeitfahrrahmen mit 24 Zoll vorne und 26 Zoll hinten empfehlen...
Einige von damaligen Spitzentriathleten mit Körpergröße jenseits der 1 Meter 90 haben mit dem Trend zum 26-Zöller ein oder zwei Jahre verschi..en - mit Rädern, die dann wutentbrannt in den Straßengraben geworfen wurden, weils nicht und nicht geklappt hat, damit bergauf zu fahren.

Grüß Euch!

Anonym hat gesagt…

super!

aber mal ehrlich, die ferrari-rote scheibe tät mir heute noch taugen und die dünnen rohre aus carbon ohne tropfenquerschnitt federten wenigstens noch die fahrbahnunebenheiten weg!

peter, bei einem retro-triathlon wärst du also ganz vorne mit dabei! nicht nur zeitlich, auch optisch... =O)

lg
jo