Wolfgangs Glück und Finish beim IM Austria


Letztes Jahr noch Zuschauer, dieses Jahr schon aktiver Mitstreiter. Eigentlich habe ich den Ironman Austria schon vor 2 Jahren (2005) in Angriff genommen als ich mich dazu entschlossen hatte, mich als Vorbereitung zur Langdistanz beim Viennaman anzumelden. Damals noch war für mich jedes 1 1/2h Training eine Qual. Auch die Saison verlief nicht ganz nach Wunsch, da ich in der Saison keine neue ansprechenden Zeiten - geschweige denn Bestzeiten aufweisen konnte. Sogar nach einem Sprinttriathlon vollkommen ausgelaugt im Ziel angekommen! Zu dieser Zeit war für mich nicht vorzustellen, dass dieses Unterfangen in einem erfolgreichen Finish beim Ironman Austria enden könnte.
Letztes Jahr gab es dann nach der Halbdistanz einen ersten Motivtationschub, als ich dort finishen konnte, was nebenbei gesagt, nicht nur auf eine gute Tagesform sondern auch auf erste gute Verbesserungen im Training zurückzuführen war. Doch auch schon in der Saison (2006) hatte nicht alles so funktioniert, wie es eigentlich geplant war. Im Vorfeld der Halbdistanz musste ich den Marathon aufgeben und kurz vor dem Wettkampf hatte ich längere Zeit an einer Verkühlung laboriert. Allerdings konnte ich auf kurzeren Distanzen ohne längere spezielle Vorbereitung alte Bestzeiten egalisieren. Ein Fakt, der mir schon damals zeigte, dass ich mich zumindest auf dem richtigen Weg befinde. Wie jedes Jahr war auch der Ironman letztes Jahr ein Highlight - selbst als Zuschauer! Klar drängte sich die Frage auf, ob ich mich nicht doch anmelden sollte, da ich ja nun alle Wettkämpfe zur Vorbereitung auf einen Ironman absolviert hatte und es daher keinen weiteren Zwischenschritt (oder besser gesagt Ausrede) mehr gab. Angetrieben von der Begeisterung dieses Events beschloss ich dann ein paar Tage darauf, einen Versuch zu wagen und mich beim Ironman Austria anzumelden.
Der Schwierigkeit des Unterfangens Ironman bewusst begann ich vorbildlich mit einer im Novoember beginnenden Vorbereitung und startete gut in die Saison 2007. Doch erlebte dann aber aufgrund eines Auslandsaufenthalts in den US einen herben Rückschlag. Speziell das Radtraining, worin bislang noch meine Schwäche lag und das daher eigentlich in den Frühlingsmonaten den Schwerpunkt meines Trainings darstellen sollte, kam dann vollkommen zu kurz. Die Diskrepanz zwischen der wahnsinnigen Herausforderung eines Ironman einerseits und meines mikriken Trainingspensums andererseits lies dann meine Motivation schon in den Keller sinken. Zwecks der Gelegenheit, Erfahrung zu sammeln, wollte ich den IM nicht auslassen, aber an einen Erfolg in Klagenfurt war nicht mehr glauben konnte. Daran konnten auch einige Verbesserung an meinem Rad innerhalb der letzten Tage vor dem großen Ereignis und eine auf 2 Tage zusammengestauchte Taperingphase nichts mehr ändern. Geschichten von Finishern, die die Treppen der Unterkünfte nach dem Wettkampf nicht mehr bewältigen konnten oder am nächsten Tag noch Infusionen benötigen hatten, zusammen mit meinen dehydrationsbedingten Kreislaufkollaps ließen mich dann doch sehr zweifeln, ob das Unterfangen Ironman überhaupt einen Sinn macht.

Nun zum Wettkampf:
Ein Shuttlebus zum Strandbad ist schon eine tolle Sache - auch wenn ich mir begründete Sorgen machen musste, noch rechtzeitig in die Transition zu kommen. Pflaster zum Abkleben der Burstwarzen natürlich vergessen. Aber an einer solchen Kleinigkeit sollte es aber dann doch nicht scheitern! Viel besser als sonst in den Neopren geschlüpft - also ohne verwüzelte Radhose darunter. Ganz überrascht, dass ich mich an alle guten Ratschläge in der Hektik der Stunde vor Beginn des Wettkampfs noch erinnern konnte und dann noch in der Lage war, sie auch umsetzen. Ein erster Erfolg an diesem Tag und es sollten noch mehrere folgen! Den Start habe ich dann gar nicht mitbekommen. In den letzten Minuten des Wettkampfs musste ich mich dann feststellen, dass ich mich falsch - Also bei den guten Schwimmern - aufgestellt habe und daher ein paar Meter mehr zu schwimmen hatte, was aber letztendlich wahrscheinlich gar kein Nachteil war, sondern eher ein Vorteil, da ich nun leichter in meinen eigenen Rythmus kommen konnte und den Prügeln in der Masse entkommen konnte. Auch wenn 3.8 km Schwimmen doch noch etwas ungewohnt lange war, so ist es mir doch leicht von der Hand gegangen. Als ich aus dem Wasser stieg, kam die erste erfreuliche Meldung: nur 1 1/2 h. Eine Zeit, mit der ich beim besten Willen bis zu diesem Augenblick nicht gerechnet habe.
Dann natürlich voll Euphorie auf die Radstrecke gegangen und mich dort wie geplant zurückgehalten. Bin zwar von vielen überholt worden, doch ich wusste, ich muss heute mein eigenes Rennen fahren, sonst hätte ich überhaupt keine Chance. Mein Tacho zeigte etwas über 30 kmh an - genau das, was ich mir vorgestellt habe. Dann gings auf den neuen, mir noch unbekannten Streckenteil. Habe ein paar Mal vor mir die mysteriös Steigung vor mir auftauchen sehen, aber erst beim 3ten Mal war sie es dann wirklich vor mir. Oben ankommen, dachte ich mir: "Und das wars! Und das noch mit einer schlechten Übersetzung!" Doch meiner Situation bewusst, dass noch fast die ganze Strecke vor mir lag, zügelte ich meine Euphorie, hielt mich zurück und begann nie am Rad zu drücken. Glück im Unglück hatte ich auch insofern, dass die Kette bei der höchsten Überstetzung ein bißchen an der Führung schliff und ich daher nur sehr spärlich die hohen Gänge einsetze. Im Nachhinein gesehen, verhinderte das, was mir nur allzu oft passiert: nämlich Übersäuern! Auf die alt bekannte Strecke zurückgekehrt, kam dann auch die Sicherheit und der Glaube, dass ich an diesem Tag war wahrscheinlich sogar die ganze Radstrecke bewältigen können würde - was ich nebenbei gesagt, als das wirkliche Knock-out Kriterium ansah, da ich bisher noch nie eine Radausfahrt über 80 km in diesem Jahr bestritt - 180 km waren somit auch vollkommenes Neuland. Auch der Rupertiberg stellt keine großere Schwierigkeit mehr da und konnte locker und lässig ganz einfach den Rupertiberg hinunterrollen. Dabei hatte ich aber die Verpflegung vernachlässigt, was sich dann schon kurz vor der ersten Häfte der Radstrecke ordentlich rächte. Bin immer langsamer geworden und konnte kaum mehr eine Geschwindigkeit von 20 km/h halten, die das Minimum waren, um noch innerhalb des Zeitlimits in die 2te Transition zu kommen. Als ich dann schon nur mehr mit Schwierigkeiten 15 km/h auf der Süduferstraße halten konnte, war ich schon längst so weit, aufzugeben und mich nur mehr bis zur nächsten Verpflegstelle zu schleppen. Irgendwann überkam mich dann schon ein so heftiger Hunger, dass ich einfach anhalten musste und 3 Ladungen PowerGels in mich hineindrückte. Eigentlich nur mehr mit dem Ziel, bis zur nächsten Labestation zu kommen, setzte ich meine Radfahrt fort, doch innerhalb kürzester Zeit ging es mir dann wieder rasch besser und wollte zumindest die 180 km beenden. Auf dem Weg zur Steigung zu Rosegg konnte ich mich dann sogar wieder vollständig erholen und erklomm vorsichtig die erste Herausforderung der zweiten Runde. Mittlerweile habe ich auch schon wieder andere gefunden, deren Tempo ich gut halten konnte. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich dann schon, dass ich das Schlimmste verhindern hatte und ich sicher noch über den Rupertiberg komme und dabei noch mit einem Guthaben von ca. 1 h die dritte Disziplin angehen konnen werde. Bewusst der Chance entgegen aller Vermutungen doch noch zu finishen, wollte ich kein Risko mehr eingehen, habe mein Rad die Steigung am Ruperti hinaufgeschoben. Sicherlich nicht sehr glorreich, aber mit Sicherheit zu Finishen war mir an diesem Tag einfach wichtiger. Den Ruperti runter war schon eigentlich nur mehr ausrollen und die Vorfreude auf die letzte Disziplin.
Das Laufen ging dann anfänglich überhaupt toll, denn meine Waden spürten sich besser an als zum Beispiel nach einer Olympischen Distanz. Das entlockte mir bei den ersten 10 km ein leichte lockeres Lächeln. Doch dann begannen die Oberschenkeln zu schmerzen und ich begann zu taktieren. Um nicht mein Glück auf neue herauszufordern und noch einen zweiten Einbruch zu riskieren, wählte ich die Variante "sicher" und ließ das Laufen bleiben. Sicher aber stetig dem Ziel entgegen bin ich dann noch von viel begeisterten Zuschauern (oder besser Ironspecators) angefeuert worden und genoss die Stimmung in der Innenstadt. Mittlerweile war ich mir aber meiner Sache sicher: "Heute wird gefinisht!" Den letzten Kilometer ins Ziel gelaufen und mich im Zeilkanal feiern lassen. Naja, wann und wo die Fotos geknipst werden, hatte ich nicht berücksichtigt, aber da liegt sicherlich noch Verbesserungspotentiel fürs nächste Mal.

Im Ziel gönnte ich mir dann noch eine ausgiebige Massage von einem feschen Mädl, die sicherlich einen starken Muskelkater verhindert hat - also die Massage natürlich. Schon am nächsten Tag verspürte ich schon keinen Muskelkater mehr und konnte daher auch schon wieder problemlos laufen.

4 Kommentare:

Schafspelz hat gesagt…

Da ich gute Chancen sehe mich nächstes Jahr mich noch in der Endzeit zu stiegern, habe ich mich soeben auch schon für Roth nächstes Jahr Challenge Roth angemeldet.

lg Wolfgang

Snick hat gesagt…

wolfgang,

vielen dank, daß du meinen ironman-negativ-rekord von 15h20 nicht überboten hast. =O)
und in roth gehts dann unter 12 stunden!

lg snick

Andi hat gesagt…

Herzliche Gratulation zum ersten Ironman-Finish. Eine spitzen Leistung in Anbetracht der widrigen Umstände im Training. Das mit den 2 Tagen Tapering musst Du mir mal näher erklären. Da würde ich nämlich 3 1/2 Wochen sparen ;-)
Ich freue mich schon auf Roth 08. Bis jetzt sind 4 Drakes dabei. Unglaublich! Das schreit auch nach einem vorherigen Erkunden der Radstrecke.

Triathlet79 hat gesagt…

Herzliche Gratulation... auch wenns ein wenig gedauert hat... jetzt bin ich auch da (Dank Andi's virutelle Tritte in meinen Hintern)

lg, mav