IMA - Rennbericht Andi
Zum zweiten Mal stellte ich mich der Herausforderung des Kärnten Ironman Austrias mit gemischten Gefühlen. Wird die Form ausreichen, da ich kaum lange Radausfahrten machte? Sind die Ziele zu hoch gesteckt? Wird das Wetter alles verderben? Aber schön der Reihe nach. Andi's Rennbericht vom Ironman Wochenende.
Vorbereitung
Letzten Winter konnte ich mich kaum aufraffen zu schwimmen. Abends ist in meinem Fitness Center das Becken gesteckt voll und morgens war mir das Wasser immer viel zu nass. Somit kam ich vielleicht auf 10 Stunden Schwimmtraining in der gesamten Vorbereitung, wobei ein Großteil erst vor kurzem in der Alten und Neuen Donau absolviert wurde. Beim Radfahren habe ich einiges verändert. Während ich bei meiner letzten Langdistanz (Podersdorf) vor zwei Jahren lange und langweilige Grundlageneinheiten über vier bis fünf Stunden mit konstanter Trittfrequenz und gleichbleibendem Puls abspulte, trainierte ich heuer viel abwechslungsreicher, begann schon ab Herbst mit hoch dynamischen Spinning-Gruppenstunden im Fitness-Center, fuhr aber kaum große Umfänge, außer beim einwöchigen Trainingslager in Italien. Laufmäßig bestritt ich alle ein, zwei Wochen einen Longjog und unter der Woche kürzere, etwas schnellere Läufe. Beim Tapering orientierte ich mich an Mark Allen (könnte ich bei Interesse nachliefern).
Ziele
Vernünftiges Wetter vorausgesetzt wollte ich unbedingt den Radsplit unter sechs Stunden durchziehen. Sollte das nicht klappen, dann unter zwölf Stunden ins Ziel kommen. Sollte auch das schief gehen, wollte ich wenigstens überhaupt finishen.
Vor dem Rennen
Da es nicht mein erster Ironman war, kam viel weniger Stress aus. Dinge wie Registrierung, Wettkampfbesprechung und Rad-Check-In bereiteten kein Kopfzerbrechen mehr. Die späte Anreise am Freitag Nachmittag stellte kein Problem dar. An dieser Stelle auch vielen Dank an beide Christian "Mav" und "IronChris", die mich mit dem Auto mitgenommen haben. Das Quartier bezog ich mit IronChris im Landhaus Tala in Moosburg. Bei einer Pizzaria in Klagenfurt waren wir mittlererweise Stammgäste, da wir zweimal täglich unsere Pasta-Ration von dort bezogen. Mit ausreichendem Schlaf standen wir am Sonntag um vier Uhr morgens auf, frühstückten Honigbrote, fuhren zur Ironman City, richteten unsere Räder her und begaben uns zum Start. Nach motivierenden Glückwünschen war jeder auf sich gestellt.
Schwimmen
Der rechte Startbereich sollte von schnelleren Schwimmern bezogen werden. Meine Taktik war sich dort weiter hinten zu platzieren, die Leute ziehen lassen und dann Platz für meine bescheidenen Schwimmfähigkeiten zu haben. Daraus wurde nichts! Der Start war recht chaotisch, da ein Einschwimmen aufgrund von Absperrungen nicht möglich war und bei Betreten des Wassers einige Athleten zu den weiter vorne starteten Profis aufschlossen und somit einen vorzeitigen Start provozierten. Mein Neopren war innen noch trocken - das fing ja gut an. Viele der vermeintlich schnellen Schwimmer waren lahmere Enten als ich und somit steckte ich ziemlich fest, obwohl ich trotz meines 3er Armzuges hätte schneller schwimmen können. Eine Untiefe nach der zweiten Boje riefen bei der Berührung des sandigen Grundes Erinnerungen an den Neusiedlersee wach. Im Lendkanal war die Hölle los. Beine Beine wurden oft nach unten gedrückt und ein Schwimmer vor mir machte auf einmal ein paar Brustbeinschläge, von denen einer um ein Haar in meinem Gesicht landete - ich will garnicht daran denken. Mit einem Split von 1:13:16 konnte ich endlich das Wasser verlassen. Damit war ich recht zufrieden. Für nächstes Mal aber sollte ich zehn Minuten schneller werden um der großen Masse auszuweichen. Vom Puls her hätte ich Reserven, da dieser im Schnitt 133 war. In der Wechselzone trödelte ich auch mit 4:47 viel zu lange herum. Das muss schneller werden.
Radfahren
Nun war die Zeit gekommen, meinen roten Flitzer ausgiebig zu testen. Ich richtete mein Rad recht minimalistisch her: Aerotrinkflasche, ein Flaschenhalter, keinen Ess-Vorrat, kein Tacho, kein Werkzeug, keine Pumpe, keinen Ersatzreifen - "Wenn der Herrgott ned wü, kannst eh nix machen". Das erste Stück bin ich vorsichtig gefahren, um in den Rhythmus zu kommen. Da ich aber beim Schwimmen ziemlich genau in der Mitte der Platzierung war, kamen die meisten nun auf die Radstrecke (wenn die Zeiten Gauss-verteilt sind *klugscheiß*). Somit war ziemlich viel Verkehr und ein ständiges Überholen und Zurücküberholtwerden war die Folge. Die meisten bemühten sich Abstand zu halten, aber die zehn Meter Distanz zum Vordermann und das ständige Rechtsfahren waren nicht immer möglich. Das sah auch der Wettkampfrichter ein, der einem ständig begleitete. Nach 30 Kilometern war endlich mehr Platz. Meine Taktik auf der Radstrecke bestand darin bei Anstiegen mehr zu investieren und sich beim Abfahren auszurasten. Nach einer Kuppe ein paar mal kräftig Kurbeln auf dickem Gang, dann flach auf den Aerolenker, Kopf runter, Pedale waagrecht, Knie nach innen, Hintern zurück und - Xentis sei dank - war ich oft schneller als andere, die getreten hatten. So schwank auch mein Puls zwischen 170 bergauf und 120 bergab. Bei den Verpflegstellen den Isodrink in den Flaschenhalter, abwechselnd Banane und Powerbar. Die erste Radrunde war mit 2h38min überraschend schnell. Auf der zweiten hatte ich nach dem Anstieg zum Faaker See einen kleinen Einbruch. Die Beine wurden etwas schwer. Nach der zweiten Rupertiberg-Kletterei war ich froh, dass das Radfahren bald vorbei sein wird und konnte auch wieder mehr Gas geben. Die letzten Kilometer drosselte ich das Tempo, fuhr viel aufrecht und bereitete mich auf das Laufen vor. Die zweite Runde dauerte zehn Minuten länger als die erste, aber mit einem Radsplit von 5:26:22 war ich mehr als zufrieden. Mein Durchschnittspuls war mit 151 ein paar Schläge niedriger als auf der flachen Radstrecke in Podersdorf vor zwei Jahren, obwohl ich diesmal um 21 Minuten schneller war. Nach einigem Trödeln in der Wechselzone ging es auf den abschließenden Marathon.
Laufen
Da ich 6h48min nach dem Start die Laufstrecke in Angriff nahm, begann ich zu rechnen: Ein Marathon in 4h11min würde ausreichen, um den Ironman unter 11 Stunden zu beenden. Das sind gerade mal 6 min/km oder 10 km/h. Eigentlich leicht zu schaffen. Ich fand schnell einen guten Rhythmus mit 5min30s pro Kilometer und fühlte mich prächtig dabei - jedenfalls bis Kilometer 13. Dann bekam ich Magenkrämpfe und später kamen noch Bauchschmerzen hinzu. An den Verpflegsstationen konnte ich kaum noch etwas zu mir nehmen, denn schon bei Wasser krampfte sich mein Magen wieder zusammen. Auch ein technisches Halt brachte keine Verbesserung. Nach dem Umstieg auf Cola ging es etwas besser, aber 6 min/km zu laufen wurde zur Tortur. Zu allem Unglück ging ab Kilometer 25 das Cola aus. Mir war schnell klar: "Heute läuft etwas schief. Wenn Du nicht langsamer wirst, kippst Du um oder musst irgendwann gehen und dann würdest Du noch später ins Ziel kommen. Deine Zielvorgaben klappen auch so, pfeif auf die Sub11! Heute soll es nicht sein. Vielleicht nächstes Mal!" Somit wurde ich langsamer und bekam auch die Schmerzen in den Griff. Die letzten Kilometer konnte ich wieder genießen und der Zielkanal bescherte Gänsehaut. Den Marathon beendete ich in 4:17:05 mit einem Durchschnittspuls von 149.
Ohne Magenschmerzen wäre mehr drin gewesen, denn muskulär hätte es noch gepasst. Für nächstes Mal muss ich mich besser über Wettkampfernährung informieren und viel testen. Vielleicht haben Bananen, Powerbar und Iso den Magen verpickt. Gelegentlich etwas Salziges hätte möglicherweise geholfen (z.B. Salzkartoffel, Tuc-Kekse).
Gesamt 11 Stunden 4 Minuten 56 Sekunden. Passt eh total! An eine solche Zeit wagte ich vorher nicht zu träumen. Die Zuschauer auf der Strecke und insbesonders unsere Irondrakes Fans motivierten immer wieder. Auch meine liebste Olivia war in Gedanken immer bei mir. Herzlichen Dank! Gratulation auch an die anderen Irondrakes (Wolfgang "Schafspelz", Christian "IronChris" und Johannes "Snick"). Alle haben erfolgreich gefinished.
Nach dem Rennen
Im Ziel begleiteten mich dann Andi und Renate ins Irondome, wo ich mich schon auf Bier und Whirlpool freute. Von ersterem kriegte ich nicht viel runter aber aus dem Pool wollte ich nicht mehr raus. Nach einer Verabschiedungsrunde und ein wenig Zuschauen im Zielbereich holten Christian "Mav" und ich meine Radsachen und fuhren wieder nach Wien, wobei es in der Steiermark wie aus Schaffeln regnete. Wir hatten in Kärnten wieder mal Glück mit dem Wetter.
Fazit
An folgenden Dingen muss ich noch arbeiten: Grundlagenschwerpunkt auf dem Rad, Schwimmleistung verbessern, Wettkampfernährung testen. Es wäre außerdem interessant die Sitzposition mit Hilfe eines Experten zu optimieren. So teuer kann das nicht sein und es bringt sicher wieder ein paar Minuten auf dem Rad und auch ein besseres Laufergebnis. Ein Zeitfahrhelm könnte ich mir auch anschaffen. Bei einem Radsplit unter 5h30min wirkt das auch nicht mehr so peinlich. Immer mehr Athleten schwören auf Watt-gesteuertes Radtraining. Diese Investition wäre aber ziemlich hoch (ab 1000 Euro).
Trotz möglicher Verbesserungspotenziale bin ich mit dem Ergebnis voll zufrieden und wundere mich immer wieder über mich selbst, wie man mit eisernem Willen solche Dinge durchsteht. Ich kann mich aber an keine vergleichbare Schinderei wie während der letzten 3 Stunden des Marathons erinnern. Da war der "Mann mit dem Hammer", der 2001 beim Wien-Marathon nach dem Lusthaus auf mich wartete, ein Sängerknabe dagegen. Man muss schon einen echten Dachschaden haben, dass man sich das antut, dafür noch viel zahlt und es trotzdem geil findet. Darum bin ich auch schon für die Quelle Challenge Roth 2008 angemeldet ;-)
3 Kommentare:
andi,
gratuliere zu der tollen zeit! 2008 in roth gebma dann richtig gas! =O)
lg
jo
Natürlich kommen auch von mir die Glückwünsche zu dieser hervorragenden Zeit. In Anbetracht der Tatsache, dass du auch in Roth an den Start gehst und zusätzlich noch Verbesserungspotential siehst, ist nochmals mit einer Verbesserung deiner Bestzeit über die Langdistanz zu rechnen. Dann kannst du dich ja schon in den Olymp der Triathleten einschreiben lassen.
lg Wolfgang
wir waren nach dem schwimmen und der ersten radrunde gerade mal 4min auseinander, ich hatte dann leider zwei reifenplatzer und somit war der rest dann nur mehr eine qual, deshalb am nächsten tag gleich für 2008 angemeldet :-)
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