Challenge Roth 2008


Man kann die vergangene Woche wieder unter eine meiner vielen verrückten Wochen einordnen, in denen alles drunter und drüber gegangen ist, aber letztendlich doch alles noch haarscharf geklappt hat. Von Di bis Fr stand eine Dienstreise nach Singapur am Programm. Alles schön und gut - aber bitte nicht vor dem wichtigsten Wettkampf im Jahr. Laut Triathlonlehrbuch sollte ja eine gezielte Vorbereitung viel Schlaf und Tapering beinhalten! Tapering gehört übrigens zu meiner Lieblingsdisziplin, da die ausgiebige und schnelle Nahrungsaufnahme (spezialisiert auf Hamburger, und da am besten die vom Burger King) sicherlich zum meinen Stärken zählt :-). Von mir aus könnten auf der Langdistanz auch Schnitzels ausgeteilt werden! Das würde den Wettkampf auch kulinarisch aufwerten. Nach ein paar Stunden kann man ja sowieso keine Carbo-Gels mehr sehen und es würde den Magen füllen! Zurück zu meinem Singapur-Termin, von dem es ja sowieso kein Entrinnen gab. Nur 2-3 Stunden Schlaf pro Nacht aufgrund der Zeitverschiebung und eine Ernährung aus McDonald und Starbucks. Die futuristische Stadt Singapur bringt einen wirklich zum Staunen, aber der Rückflug von 14 Stunden ist so ziemlich die schlimmste Folter, die man sich als Triathlet vorstellen kann.

In Roth angekommen, stellte sich langsam das Triathlonfieber ein. Überall Triathleten mit Starterband und Größen wie Macca, Van Vlerken, Biscay und viele mehr. Der Rad-Check-In sollte ja eigentlich ziemlich schnell über die Bühne gehen, doch ein Patschen am Vorderrad kostete mir die Nerven. Kurz vor der Krise war ich dann, als sich auch noch das Vorderrad nicht mehr von der Gabel lösen ließ. Grund: Der Schlitz am Ende der Gabel, in der die Nabe des Vorderrades versenkt wird, war zugebogen, sodass die Nabe nicht mehr aus dem Schlitz herausrutschen konnte. Vielleicht ein bißchen kompliziert (ich weiß ehrlich gesagt selber nich, ob ich die richtigen Begriffe verwendet habe!). Die Reparatur funktionierte nur mehr mit Hilfe eines Hammers! (siehe Bild) :-) Mit dieser Aktion habe ich dann natürlich die volle Aufmerksamkeit der anderen Triathleten auf mich gezogen! Gut, wie oft sieht man schon, dass ein Rad mit dem Hammer repariert wird. :-) Die meisten Leute nicht einmal im Leben! Nach dieser Aktion noch kurz einen Campingpatz aufgesucht und im gemieteten Laster übernachtet.

Nächster Tag: Wettkampf. Wie hätte es anders sein können, Durchfall um 5 Uhr in der Früh und in 2 Stunden sollte schon der Startschuss ertönen. Noch schlimmer, es goß in Strömen und der Regen sollte noch bis in den späten Nachmittag hinein andauern. Hektik pur! Sinnlos durch die Transition geirrt, um ein paar Gegner schon in der Transition zu verwirren. Bis dahin konnte ich mir noch immer nicht verstellen, dass ich an diesem Tag echt eine Langdistanz finishen könnte. Aber diese Zweifel überkommen einen ja jedes Jahr und so ließ ich mich einfach auf das Wagnis der Langdistanz ein. Startschuss! Ohne zuviel Prügel zu beziehen, konnte ich die Schwimmstrecke hinter mich bringen. Leichte Enttäuschung, da ich mir eine deutlichere Verbesserung im Schwimmen gegenüber dem Vorjahr erwartet hatte, aber noch kein Grund aufzugeben. Die Schwimmstrecke war natürlich nicht so spektakulär wie in Kärten, da es in Roth einfach keinen Lendkanal gibt. Aber trotzdem ein geiles Erlebnis! Aus dem Wasser in die überfüllte Transition, wo ich traditionsgemäß viel Zeit liegen ließ. Diesmal verweilte ich dort ganze 9 Minuten. Zumindest dort hätten sie warme Schnitzel anbieten können! Auf jeden Fall, besteht hier noch echt Potential zur Verbesserung! :-)

Die nächsten Stunden am Rad entpuppten sich als reine Quälerei. Einmal bergauf zu lange in der Draftingzone geblieben und der Marshall pfiff mich zurück. Beim zweiten Anlauf klappte die Überholaktion aber! Regen ohne Ende, kühle Temperaturen bei ca. 16°C und das bei vollem Fahrtwind. Aber trotz dem schlechten Wetter immer noch Tour-de-France-Stimmung an den Anstiegen des Kalvarienbergs und des Solarerbergs. Kann man sich wirklich so vorstellen wie die Bergankünfte in Luz Ardiden und Alpe du Huez oder am Col du Tourmalet und am Mont Ventoux. Das absolute Highlight: Von der Hillary Biscay überholt, draftete ich für ein paar Meter hinter ihr! Unter all dem Trubel vergaß ich auch einmal zu schalten und bin dann auf dem großen Kettenblatt den Solarerberg gewuchtet. Ein Fehler, der sich dann ziemlich schnell rächte, denn die letzten paar Kilometer traten dann Schmerzen in beiden unterkühlten Knien auf, sodass ich dann Minute um Minute auf den folgenden Kilometern verlor und selbst beim Bergabfahren kaum über 20 kmh kam. Demotiviert wollte ich aufgrund falscher Zeitangaben schon in der 2ten Transition aufgeben (Hochrechnungen ergaben, dass ich maximal so schnell war wie im Vorjahr - doch in Wirklichkeit hatte ich schon eine 3/4 Stunde gut gemacht), ließ mich dann aber zu meinem Glück doch noch überreden, den Wettkampf fortzusetzen. Aber ab dann sollte es nur mehr bergauf (Achtung: mit diesem Wort sollte man im Triathlon wirklich sehr vorsichtig umgehen!) gehen.

Das Laufen ging ich dann ziemlich behutsam an, denn ich wollte so spät wie möglich aufs Gehen wechseln. Diesen Plan konnte ich den ersten Halbmarathon auch erfolgreich einhalten, doch dann fiel ich trotz immer besser werdenden Hochrechnungen in ein Motiviationtief. Die Streckenführung stellte sich zu diesem Zeitpunkt viel schwieriger dar als sie dann letztendlich war. Ein paar Kilometer später traf ich dann den Christian, realisierte ich sofort, dass die Laufstrecke keine Wendestrecke sein konnte und dass ich die Schwierigkeit der Laufstrecke eindeutig überschätzt hatte. Mit neuer Motivation sofort wieder an Fahrt aufgenommen und den Marathon in Windeseile zu Ende gelaufen. Auf den restlichen Kilometern blieben heftigere Schmerzen aus, sodass ich auf den letzten 200 Metern sogar noch einen Zielsprint einlegen konnte. Endzeit: 13:06. Ungefähr 1 Stunde schneller als ich erwartete. Schade vielleicht, dass ich die restlichen 6 Minuten nicht irgendwo einsparen konnte, denn Potential dazu war noch in viel Punkten vorhanden. Dafür bin ich schon wieder voller Visionen für nächstes Jahr und die Anmeldung steht ja auch schon wieder!

1 Kommentar:

Snick hat gesagt…

wolfgang!

ein super bericht und eine super zeit mit 13h06. VISIONEN sind gut und VERBESSERUNGSPOTENTIAL auch, man darf auf 2009 gespannt sein...

lg
snick