Eine Sightseeing Tour mit rasantem Ende


Nach tage- und wochenlangem Arbeiten in der neuen Wohnung und einem „Tapering“ bei Affenhitze in Saudi Arabien konnte der 27. Vienna City Marathon kommen. Gestern als unmittelbare Wettkampfvorbereitung noch den ganzen Tag IKEA Kartons herumgeschleppt und Regale aufgebaut fühle ich mich heute morgen um 6h40 beim Weckerklingeln entsprechend. Die Oberschenkel leer, die Waden hart wie Stahl und zu guter Letzt wie im Bett mit Akku-Schrauber festgeschraubt. Und das nach 8h Schlaf - na Super!

Aber genug wehklagen, als ich dann in der überfüllten U1 Richtung Start unterwegs war, kam endlich mein Wettkampffieber durch und die Freude auf den Wien Marathon „Mythos Marathon 2500 Jahre“. Es wird mein 5. in Wien werden.

Nach Abgabe meines Gardaroben Sackerls traf ich mich pünktlich um 8h30 mit Helga – sie ist Marathon Rookie – bei der SHELL Tankstelle auf der Wagramer Straße. Nach gemeinsamem Einlaufen beim Kaiserwasser kommt das übliche Einsortieren in den Startblock und Warten auf den Startschuss. Ein paar beruhigende Worte an Helga ;-) und dann geht’s los. Naja, fast. Der Startschuss fällt zwar, aber wie immer warten. Und diesmal sogar relativ lange da neuerdings Startwellen. Um 9h10 ist es dann soweit – die ersten Kilometer können in Angriff genommen werden.

Mit ganz lockeren ersten 3km (Puls 135) geht es mit Helga in den Prater und hier stellt sich zum ersten Mal das dumpfe Gefühl ein, dass dies ein langer Tag werden würde. Die Waden zwicken, die Beine sind leer, der Magen naja – egal. Lächeln aufsetzen und bei 5:40min/km einpendeln. Helga und ich wollen Ihren ersten Marathon auf Unter-4h laufen.

Vom Prater in die Schüttelstraße und das erste Mal bei km 8, 9 auf die Ringstraße. Hier geht’s es schön langsam Bergauf mit meinem Körper, aber leider auch bald die Strecke. Nach kurzem Fotoshooting mit Mama und Papa beim Stubentor bei der Oper links abbiegen und dann bergauf mit teilweisem starken Gegenwind hinauf zum Schloss Schönbrunn. Hier bei km15 bin ich froh, die erste Banane zu bekommen. Endlich was im Magen, mal ein Problem weniger. Dann kommt endlich die Kehre beim technischen Museum und dann Äußere Mariahilfer Strasse stadteinwärts. Nach kurzer Zeit bei der Baustelle Westbahnhof vorbei – hier gibt es einigen Fortschritt – auf die Speed-Gerade des VCM: die Shoppingmeile Wiens. Hier wird es aber klar, ein Unter-2h Halbmarathon werden Helga und ich nicht schaffen. Aber nach 2 sehr schnellen Kilometern auf den Ring. Hier gibt es den Zieleinlauf der Halb-Marathon Läufer durch Heldentor vor die Hofburg, diese Sehenswürdigkeiten sehen wir aber erst in 2h, aber trotzdem „Endlich Platz“, nur mehr die vollen Männer und Frauen sind auf der Strecke, keine Halben Sachen :-)

Nach der Passieren des Parlaments, Burgtheater, Rathaus und Universität geht’s kurz vor der Börse links in die Lichtenfelsgasse. Hier treffe ich wie vereinbart bei km23 den Andi, aber Roth, nicht Bolzer. Der scheint noch vermisst (der F1 GP in China hat doch wohl zu lange gedauert), aber nach wenigen Sekunden kommt er uns schon entgegen, reiht sich ein und zu viert nehmen wir die letzten 19km in Angriff.

Am Franz Josefs Bahnhof vorbei geht es wieder an den Donaukanal, Richtung Flussabwärts. Hier, bei km25, muss sich Helga leider verabschieden und fällt ein wenig zurück. Das nächste Fotoshooting mit Ma und Pa machen wir beim Schwedenplatz. Immer mit einem coolen Spruch drauf „joggen“ Andi, Andi und ich Richtung Prater. Beim km 29 biegen wir ein, ein kurzer Boxenstopp und schon geht’s auf den gefürchteten km 30 und die folgenden 10. Dazu eine kurze Ehrenrunde beim Happel Stadion und schon auf die Heimstrecke, die 2km Hauptallee zum und vom Lusthaus. Hier sind endlich die Schmerzen, die mich seit km 3 verfolgt haben endlich weg. Warum? Ganz einfach – hunderte andere überlagern diese :-)

Wir albern rum, mit großen Augen links und rechts fragen sich die Runner, wie es Triahleten so geht bei km 35 die große Klappe zu führen. Scheinbar nicht so viel Luftbedarf wegen geringer Hirnmasse scheinen sich einige zu denken. Bei km 35 gibt es dann endlich Coca Cola und dann raus aus dem Prater zur Stadionbrücke. Von da an sind dann auch Chris und Astrid mit dem Rad ein paar Kilometer dabei und berichten vom Trainingslager der Irondrakes in der Toskana.

Bei der Stadionbrücke hole ich mir vorzeitig einen Siegeskuss von Laura ab und die letzten Kilometer werden in Angriff genommen, Pace wird mit 5:20min/km ein wenig verstärkt. Bis zur Franzensbrücke so weit so gut – doch dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Km 39, 3h44 stehen auf der Uhr. 3 mal 5:20 gibt 16min, naja, d.h. die letzten 200m in einer Sekunde – unrealistisch. Andi Roth, Chris und Astrid sagen für heute „Adieu“ – vielen Dank für die Unterstützung.

Also mal drauf drücken – das rasante Ende kommt. 4:45min/km, hunderte Überholvorgänge und ein motivierend auf mich einredender Andi treiben mich neben Finanzzentrum und Urania auf den Ring. Vorbei am und MAK geht es beim Stubentor und Dr. Karl Lueger Denkmal auf den Ring. Die letzte Cola, km 40 ist passiert. Noch ein wenig mehr als 11min Zeit und der Stadtpark wird links liegen gelassen. Beim Schwarzenbergplatz spüre ich dann erstmal *wirklich* die Tempoverschärfung, aber da ist er schon, der Coca Cola Bogen vor der Oper – der letzte Kilometer ist eingeläutet. Beim km 42 biegt dann Andi noch links weg, ich rechts durchs Heldentor, die Hofburg vor und neben mir. Kurzer Check der Uhr… 3h58, perfekt. Winken der Masse, lächeln, der Stolz bleibt, der Schmerz schon weg und das Ziel da. 3h59min10sec.

Here we go, einsammeln der „Meedön“, Goody-Pack und dann raus zum Maria Theresia Platz wo Laura, Mama, Papa und Andi schon warten. Ein paar Fotos und ab nach Hause. Was gibt’s noch zu sagen? Das Schnitzel am Mittagstisch hat selten so gut geschmeckt, und Helga hat mit 4h15 doch eine ansprechende Zeit für den ersten Marathon geschafft.

Nochmals Danke an alle Beteiligen für eine schöne Sonntag Sightseeing Tour

Christian „Mav“

1 Kommentar:

Andi hat gesagt…

Lieber Christian!

Unglaublich, wieviel Energie du noch auf den letzten Kilometern mobilisieren konntest. Da merkt man deine Grundlagen.

Es war ein toller Tag. Wahrscheinlich hätten wir aber nicht soviel quatschen sollen, dann hättest du dir den Schluss-Sprint erspart.

Viel Erfolg für den Ironman 70.3 in St.Pölten.

LG Andi